Besuch KZ-Gedenkstätte

20.04.2016 « zur Übersicht

Im Rahmen des Projektes 2. Chance 2016, gefördert durch den Europäischen Sozialfonds sowie das Jobcenter Alzey-Worms, beschrieben die Teilnehmer ihre Exkursion nach Osthofen.

Dieser Bericht ist das Ergebnis der Gruppenarbeit:

Ein Vormittag in der Gedenkstätte KZ-Osthofen

Anlässlich der aktuellen Flüchtlingsströme und der dadurch entbrannten öffentlichen Diskussion über Fremdenfeindlichkeit und Überfremdung und der Renaissance rechten Gedankengutes in der populären deutschen und internationalen Politik informierte sich unser Kurs über die Anfänge der Nazi-Herrschaft in Deutschland in der Gedenkstätte ‘KZ Osthofen‘. Die Exkursion fand statt am sonnigen 24. Februar.

Auf dem Gelände und in den Gebäuden einer ehemaligen, von Juden geleiteten Papierfabrik entstand im März 1933 auf Initiative örtlicher Nationalsozialisten das KZ Osthofen, welches vom überzeugten Antisemiten Karl d’Angelo geleitet wurde.

Dort wurden Gegner des NS-Regimes gefangen gehalten, die sich aus unterschiedlichsten Gruppen zusammensetzten. Allen voran waren Mitglieder der SPD, der KPD und Gewerkschafter von der Inhaftierungspolitik der Nationalsozialisten betroffen, es befanden sich aber auch Juden, Sinti & Roma, Zeugen Jehovas und andere unter den Gefangenen.

Nicht weit vom Hauptlager war in einer ehemaligen Holzmühle das sogenannte „Lager II“ untergebracht, in dem die Personen festgehalten wurden, die einen „verschärften Arrest“ absitzen mussten, der systematische Folter beinhaltete.

Insgesamt waren mindestens 3.000 Männer und auch vereinzelte Frauen für meist 3 bis 4 Wochen im KZ Osthofen inhaftiert. Von diesen Gefangenen wurde zwar niemand direkt getötet, doch mussten diese menschenunwürdige Haftbedingungen, Schikane und Folter über sich ergehen lassen, ehe das Lager im Juli 1934 nach etwas mehr als einem Jahr aufgelöst wurde. Einige der Entlassenen verstarben, vermutlich an den Folgen der Haft, nach kurzer Zeit in Freiheit.

1936 wurde das Gelände im Zuge der Arisierung eine Möbelfabrik, die bis 1976 Bestand hatte.

Die bestehenden Gebäude werden in einem Zustand erhalten, der demjenigen der Lagerzeit nahe sein soll, die Außenflächen jedoch sind in deutlich besserem Zustand. Wo die Häftlinge im Schlamm standen, wird heute Schotter von Gras verdeckt.

Die Produktionshalle, in der bis zu 400 Personen gleichzeitig untergebracht waren, ist ebenso kahl, wie die ersten Insassen sie vorgefunden haben. Ohne Bewohner, ohne Kochfeuer, ist es darin eisig kalt. Auch die Sonne kann die Halle durch das südlich davor stehende Verwaltungsgebäude nicht wärmen.

Eine zur Zeit des Besuches stattfindende Sonderausstellung beschäftigte sich mit dem Euthanasie-Programm der NS-Regierung. Solche Programme fanden weltweit Unterstützung, wurden aber nur im Nazi-Deutschland systematisch umgesetzt. So wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts körperlich, geistig und seelisch beeinträchtigte Menschen und unliebsame Personen ausgesondert, sterilisiert oder getötet. Die Ausstellung zeigte an Einzelschicksalen die Funktionsweise des Apparates, die durchaus unterschiedlichen Reaktionen von Angehörigen und die Kaltblütigkeit der beteiligten Mediziner.

Wir haben aus diesem Ausflug viel gelernt und würden jederzeit wieder gerne einen solchen machen.