40 Jahre Zahntechnik im CJD und volle Klassen

04.10.2016 CJD Maximiliansau « zur Übersicht

Am 13. September 1976 startete im CJD Maximiliansau, damals noch als Berufsförderungszentrum Maximiliansau bekannt, die erste Zahntechniker Umschulungsklasse. 20 Männer und 4 Frauen zogen in das nagelneue Dental-Labor im gerade erst fertiggestellten Haus 3 ein.

Im Zuge der Gesundheitsgesetzgebung war von der Sozial-Liberalen Koalition zum 1. Januar 1975 beschlossen worden, dass „das Fehlen von Zähnen, als Krankheit anerkannt wird“, worauf ein Anspruch auf kostenfreien Zahnersatz bei allen Versicherten bestand, mit 100% Kostenübernahme, wovon viele Versicherte heute noch träumen. Dies löste einen Boom auf Zahnersatz in Deutschland aus, den die bis dahin bestehenden Dental-Labore und Zahntechniker nicht auffangen konnten. Es war notwendig Umschulungen zum Zahntechniker und zur Zahntechnikerin anzubieten.

Ursprünglich hätten im 2. OG die schon lange im Haus ansässigen Technischen Zeichner einziehen sollen, da für das 3. OG die Dienstwohnung des damaligen Jugenddorfleiters, Herrn Schiegg, vorgesehen war. Manche Kollegen rätseln, warum in Haus 3 der Aufzug nicht bis ins 3. OG fährt: Hr. Schiegg wollte nicht, dass die Teilnehmer bis in seine Wohnung fahren konnten!

Das CJD-Maximiliansau reagierte sofort: Keine Dienstwohnung im 3., denn dort zogen nun die Zeichner ein. Und nach Absprache mit der Arbeitsverwaltung des Arbeitsamtes wurde das 2. OG mit einem Zahnlabor ausgestattet. Wie damals üblich mit voller Kostenübernahme durch die Arbeitsverwaltung. Auch davon träumen heute noch viele Bildungsträger.

Schwieriger war es allerdings, in diesen damals hochbeschäftigten Zeiten für Zahntechniker, geeignete Ausbilder zu finden. Diese sollten sowohl eine gute fachliche Eignung auf aktuellem Niveau haben, aber auch in der Lage sein, dieses Wissen didaktisch und methodisch in einer verkürzten Ausbildung erwachsenengerecht an den Mann bzw. die Frau zu bringen. So drehte sich das Personalkarussell in den Anfangsjahren sehr schnell. Auch die Innungen blickten mit Argwohn auf die „Zahntechniker aus zweiter Hand“. Es konnte und durfte einfach nicht sein, dass ein Zahntechniker nach nur 24-Monaten Umschulung einen Gesellenbrief erhalten konnte, obwohl er nicht 42-Monate lang in einem gewerblichen Labor ausgebildet worden war. Diese Startschwierigkeiten konnten bald eliminiert werden und unsere Teilnehmer erreichten eine hohe Akzeptanz in den zahntechnischen Betrieben. Viele haben nach ihrer Umschulung im team.zahntechnik die Chance genutzt und Karriere als Laborleiter, selbständige Zahntechnikermeister oder Fachkraft für Digitale Zahntechnik gemacht.

Bis zum August 2016 haben insgesamt 1066 Teilnehmer an unseren Maßnahmen teilgenommen. In den Umschulungsmaßnahmen waren 954 Teilnehmer (530 Männer, 324 Frauen) und bei den Modul-Maßnahmen, die 2001 gestartet wurden, 112 Teilnehmer (60 Männer, 52 Frauen). Der anfänglich niedrigere Frauenanteil ist den Lebensumständen der 70er Jahre in Westdeutschland geschuldet. Schon in den 90er Jahren war der Anteil von Frauen und Männern in den Klassen ausgeglichen.

Das Berufsbild des Zahntechnikers hat sich in den letzten 40 Jahren weiterentwickelt. Neben den grundlegenden handwerklichen Fertigkeiten hat die Digitalisierung, genau wie in anderen Branchen auch, Einzug gehalten. Die gesetzlichen Zuschüsse zu Zahnersatz haben durch viele Gesundheitsreformen nun wieder das Niveau von vor 1975 erreicht. Dennoch hat die deutsche Zahntechnik weltweit ihren 1. Platz behalten was Standard und Innovationen angeht. Daher sind die in Deutschland ausgebildeten Zahntechniker weltweit gerne gesehen.

Zum 40-jährigen Jubiläum sind alle Plätze des team.zahntechnik im CJD, wie wir uns seit der Vergabe der E-Mail Adressen nennen [und bei Mitbewerbern um unsere team. Adresse beneidet werden], voll belegt. Wir schauen nach vorne um unseren Teilnehmern weiterhin die Ausbildung zu bieten, die sie im Laboralltag benötigen. Damit wir „auch morgen noch kraftvoll zubeißen können“, müssen wir natürlich in neue Verfahren und die aktuellen Bestimmungen investieren, so wie unsere Mitbewerber, die Berufsschulen und Handwerkskammern dies bereits getan haben. Und damit wir, die ausbildenden Meister, auf dem Laufenden bleiben, helfen uns neben den Fortbildungen, die langjährigen guten Kontakte zur Handwerkskammer, den Kommissionen und den Dental-Laboren.

Text Patrik Guttenbacher